Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

ist ein Forschungsmuseum der Leibniz Gemeinschaft

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Jahresbericht 2006

Grußwort des Direktors

Der vorliegende Jahresbericht enthält Zahlen und Berichte, mit denen wir die erfolgreiche Arbeit unseres Instituts im Jahr 2006 dokumentieren wollen. Das Jahr 2006 war für das Museum Koenig von großer Bedeutung, da im April eine Evaluierung des Instituts durch die Bewertungsgruppe der Leibniz Gemeinschaft stattfand. Vom Ergebnis dieser Evaluierungen hängt es ab, ob ein Institut weiterhin die Bundesförderung bekommt, die in unserem Fall ca. 25% des Grundetats ausmacht. Weiterhin hat der Bericht der Kommission großen Einfluss auf die Entwicklung des Instituts. Den Ergebnissen wird daher in diesem Jahresbericht ein separater Abschnitt gewidmet. Es sei hier vorweggenommen, dass die Begutachtung für uns sehr positiv verlief und das Museum Koenig optimistisch in die Zukunft blicken kann.

Von den vielen Ereignissen und Veränderungen des Jahres sind mehrere von nachhaltiger Wirkung. Das ZFMK ist jetzt Mitglied der CETAF, des europäischen Konsortiums der taxonomischen Forschungsinstitute. Nur die größten Naturkundemuseen Europas sind in diesem Konsortium vertreten. Die Mitgliedschaft ist entscheidend für die Teilnahme an EUProjekten, die von der CETAF erfolgreich beantragt wurden. Wir hoffen, vom 7. Rahmenprogramm der EU profitieren zu können. Weiterhin hat sich auf nationaler Ebene die DNFS, die Direktorenkonferenz der Naturwissenschaftlichen Forschungssammlungen Deutschlands strategisch neu orientiert, nachdem die Direktorenstellen in Berlin (Museum für Naturkunde) und Frankfurt (Senckenberg Institut) neu besetzt waren. Das Museum Koenig setzt sich dafür ein, eine Vernetzung der Forschungssammlungen zu erreichen, eine bessere Koordination insbesondere für die Planung von Großforschungsprojekten, und allgemein die föderale Isolation durch Kooperation zu ersetzen. Wir sind auf einem guten Weg und werden 2007 vielleicht schon neue Organisationsstrukturen festlegen können. Eine weitere strategisch wichtige Gruppierung ist DIVERSITAS Deutschland. DIVERSITAS ist ein Dachverband für Institute und Aktivitäten, die sich der Biodiversitätsforschung widmen. Die Interessen reichen von der Fernerkundung via Satellit über ökologische Studien am Boden, theoretische Modellierungen, bis zur Alpha-Taxonomie, also u.a. der Beschreibung von Arten, wobei das allgemeine Ziel die Bewahrung von Lebensräumen und Arten ist. Daher war es wichtig, dass das ZFMK auch hier im Beirat vertreten ist.

Unübersehbar für alle Besucher des ZFMK sind die Veränderungen der Liegenschaft. Der Clas M. Naumann ­ Bau ist fertiggestellt und das "Montagehaus", für das der Neubau als Ersatz dient, wurde abgerissen. Der Einzug in den Neubau begann im August 2006 unter ungewöhnlich intensivem Einsatz der Mitarbeiter des Instituts, was die Umzugskosten in Grenzen hielt. An dieser Stelle sei den Mitarbeitern für dieses Engagement herzlich gedankt. Der Neubau war allerdings in Details noch nachzubessern, ein Prozess, der bis heute anhält und die Einweihung hinauszögert. Parallel begann die Detailplanung für die Renovierung des Südflügels, der sogenannten "Villa" (ursprünglich das Wohnhaus des Museumsgründers). Die Renovierung beginnt im Frühjahr 2007. Der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen danken wir aufrichtig für die Bereitstellung der Mittel, die diese Renovierung ermöglichen.

Die umfang- und facettenreichen Fortschritte der Wissenschaft am ZFMK sind nicht in Kürze zusammenzufassen. Einen guten Überblick bekommt man durch die Lektüre der Publikationslisten oder der Listen laufender Projekte. Die BIOTA-Forschung in Ostafrika wurde fortgesetzt, wobei für die letzte Phase dieses neunjährigen Verbundvorhabens die Verlängerungsanträge zu stellen waren. Eine Entscheidung des Bundesforschungsministeriums ist erst im ersten Halbjahr 2007 zu erwarten. In der letzten Phase sollen aus den bisher gewonnenen Daten Handlungsempfehlungen für Schutz und nachhaltige Nutzung der tropischen Wälder Ostafrikas erarbeitet und Daten monographisch zusammengefasst werden. Das BMBF hat sich auch dazu entschlossen, die Ergebnisse mit einer großen Wanderausstellung publik zu machen. Diese Ausstellung wird zur Zeit am Museum Koenig vorbereitet. Zu den aufregenden Vorhaben gehört auch der Aufbau einer Feldstation im Luangwa-Tal in Sambia. Die Station dient zunächst wissenschaftlichen Studien über die vorhandenen Bestände an Raubtieren und soll künftig intensiver genutzt werden. In Fachkreisen wird auch aufmerksam die Entwicklung des "Deep Metazoan Phylogeny"- Projektes verfolgt, das von uns koordiniert wird. Ca. 30 Institute arbeiten zusammen, um bessere Daten über die frühe Evolution der Tierwelt zu bekommen. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Erfolg hatte das ZFMK auch im "SAW" ­ Wettbewerb der Leibniz Gemeinschaft. Im Rahmen des von Bund und Ländern ausgeschriebenen "Pakts für Forschung" konnte das ZFMK für drei Jahre zwei Stellen für die Verstärkung der Bioinformatik gewinnen. Die Bioinformatik ist in Deutschland noch nicht stark vertreten, und es ist nicht einfach, kompetente Kooperationspartner an Informatikinstituten zu finden. Es wurde von den Gutachtern anerkannt, dass es sinnvoll ist, am ZFMK Informatiker zu beschäftigen.

Die Erfolge der Mitarbeiter haben jedoch auch eine Schattenseite: Die zahlreichen von Dritten finanzierten Projekte müssen auch verwaltet werden und benötigen eine Infrastruktur, zu der u.a. leistungsfähige Rechnersysteme gehören. Der personelle Engpass in den Bereichen Verwaltung und EDV-Management sowie beim Laborpersonal ist inzwischen ein Hindernis für die weitere Entwicklung des Instituts. Es sind auch nicht alle Neuerungen erfreulich. Das ZFMK muss nach Vorgaben der Landesregierung ein neues Buchungssystem nutzen (HKRTV über die Landeskasse Köln), das Umschulungen erforderte, einfache Zahlungsvorgänge sehr komplex macht und die Personalengpässe verschärft.

Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit gibt es, anders als in der Forschung, größere Finanzierungsengpässe, da die Erstellung der neu konzipierten Ausstellungen sehr kostspielig ist. Die Alexander Koenig Gesellschaft (AKG) ist als Fördergesellschaft hierfür eine wesentliche Stütze des Instituts geworden. Insbesondere der Vorstand der Gesellschaft hat sich unter Leitung von Dr. Uwe Schäkel sehr engangiert. So konnte die Herstellung des Ausstellungsteiles "Wüsten", der im März 2008 eröffnet werden soll, mit Spendengeldern vorangetrieben werden. Darüber hinaus wurden viele einzelne Forschungsvorhaben unterstützt. Durch Gründung des Kuratoriums der AKG konnte das Interesse einflussreicher Bürger der Stadt Bonn an der Entwicklung des Museums gewonnen werden. Zusammen mit dem Kuratorium wurde unter Leitung von Herrn Frank H. Asbeck (Fa. Solar- World AG, Bonn) die Aktion "Regenwald" ins Leben gerufen werden, die zum Ziel hat, eine große Regenwaldausstellung zu finanzieren, die als Dauerausstellung in das Konzept "Unser Blauer Planet ­ Leben im Netzwerk" integriert werden soll. Die Alexander Koenig Stiftung verfügt ebenfalls über Fördermittel, die insbesondere dem Aufbau der Sammlungen dienen. Dem bisherigen Vorsitzenden, Herrn Prof. Dr. Dieter Neumann, danken wir für seine langjährige Tätigkeit für die AKS. Sein Nachfolger, Herr Prof. Dr. Klaus Peter Sauer, hat dankenswerter dieses Amt übernommen.

Ich danke allen Mitarbeitern und Förderern des Museums Koenig, die dazu beigetragen haben, dass das Jahr 2006 so erfolgreich war.

Prof. Dr. J. Wolfgang Wägele