Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

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Die Zauneidechse ist „Reptil des Jahres 2020“

10.12.2019

Männchen sind zur Paarungszeit leuchtend smaragdgrün und attraktive Werbeträger für die oft kritisch beäugten einheimischen Kriechtiere: Die streng geschützte Zauneidechse (Lacerta agilis) wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) zum „Reptil des Jahres 2020“ ernannt. Das hat die DGHT heute bei einer Pressekonferenz in der Wilhelma, dem Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart, bekannt gegeben.

Ich arbeite zurzeit gemeinsam mit Rieke Schluckebier und Julia Edanakaparampil in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln und dem BUND an einer Freilandstudie an Zauneidechsen in der Dellbrücker Heide in Köln. Die Studie beschäftigt sich mit der Erfassung von Habitatnutzung und Aktionsraum von Zauneidechsen. Hierzu nutzen wir Radiotelemetrie zur Bestimmung des Aktionsraumes einzelner Individuen und ein unbemanntes Fluggerät (Drohne) zur hochauflösenden Habitat Aufnahme.  Die Erfassung von Aktionsraum und Habitatnutzung sagt uns, welche Umgebungen und wie viel Platz einzelne Populationen zum gedeihen brauchen.  Die Studie soll so eine effiziente und umfangreiche Methode für zukünftige Schutzmaßnahmen liefern, wobei die Populations-orientierte Herangehensweise das gezielte Schützen einzelner Vorkommen verbessert.

Manche einheimische Tierart, deren Bestand bedroht ist, wird in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen. Deshalb kürt die DGHT seit 2006 gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen in Österreich, der Schweiz und Luxemburg im Wechsel das „Reptil des Jahres“ oder den „Lurch des Jahres“. Die anstehende 15. Wahl unterstützt die Wilhelma im Zuge ihres Engagements für den Artenschutz als Hauptsponsor.

Zauneidechsen zählen zur Gattung der Smaragdeidechsen. Charakteristisch für die variabel gezeichneten Reptilien, die in Mitteleuropa meist 18 bis 20 Zentimeter Gesamtlänge erreichen, ist neben den prächtig grünen Flanken der Männchen eine braune Rückenfärbung mit dunklen Flecken und drei oft nur angedeuteten weißen Linien. Es gibt auch Farbvarianten wie Schwärzlinge, rotrückige und fast zeichnungslose Tiere.

Zauneidechsen besiedeln in mehreren Unterarten das zweitgrößte Verbreitungsgebiet aller europäischen Echsen. Es reicht von England bis zum sibirischen Baikalsee und von Mittelschweden bis Griechenland. Zauneidechsen sind relativ anpassungsfähige Reptilien, die keine hohen Ansprüche an ihre Lebensräume stellen. In Deutschland bewohnen sie strukturreiche Flächen im Offenland, Saum- und Übergangsbereiche an Wald- und Feldrändern, als Kulturfolger auch gerne Lebensräume in naturnahen Gärten oder entlang von Straßen, Bahnstrecken und Zäunen (daher ihr deutscher Name). Doch leider verschwindet die früher allgegenwärtige Art aus der zunehmend ausgeräumten Landschaft und ist vor allem im Norden Deutschlands bedroht.

In der Roten Liste für ganz Deutschland, die zuletzt 2009 aktualisiert wurde und derzeit in Bearbeitung ist, befindet sich die Zauneidechse noch auf der sogenannten Vorwarnliste. Das bedeutet, dass sich ihre Lage in den nächsten Jahren verschlechtern könnte. „Auf den oft aktuelleren Roten Listen der meisten deutschen Bundesländer wird die Zauneidechse tatsächlich inzwischen bereits als gefährdet oder sogar stark gefährdet eingestuft“, so Dr. Axel Kwet, Geschäftsführer der DGHT. Als gefährdet gilt die Art auch in der Schweiz und Liechtenstein, in Österreich wird sie mit „Gefährdung droht“ eingestuft, in Luxemburg befindet sie sich ebenfalls auf der Vorwarnliste.

Doch nicht nur die Art selbst ist streng geschützt. Da die Zauneidechse im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet wird, ist es zudem verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen oder zu zerstören. Dennoch sind Zauneidechsen bei großen Bauvorhaben oft die Leidtragenden und geraten durch teure Abfang- und Umsiedlungsaktionen in den Blick einer kritischen Öffentlichkeit. Anstatt solcher, nur selten erfolgversprechender Maßnahmen ist die Eingriffsvermeidung sowie Sicherung, Vergrößerung und Vernetzung vorhandener Lebensräume stets die bessere Lösung.


Weitere Informationen
Ausführliche Informationen zur Zauneidechse erhalten Sie bei der Deutschen Gesellschaft für
Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) und ihrer AG Feldherpetologie und Artenschutz
(www.dght.de; www.feldherpetologie.de).

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Doktorand
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