Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

ist ein Forschungsmuseum der Leibniz Gemeinschaft

127 auf einen Streich....

18.01.2017

Wissenschaftler aus Deutschland (Bonn) beschreiben 127 neue Arten „Mini-Maikäfer“ (eine Käfergruppe mit dem lateinischen Namen Sericini) aus der Region des indischen Subkontinents. Die untersuchten Arten befanden sich seit Jahrzehnten in verschiedenen Sammlungen der Welt, wurden in den letzten fast 20 Jahren bearbeitet und nun benannt. Im Rahmen der Arbeiten wurde der für eine biologische Waffe gehaltene, mysteriöse Khomeini-Käfer vom Bonner Wissenschaftler Dr. Dirk Ahrens, Abteilungsleiter am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander-Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, als invasive Art entlarvt, die bereits lange beschrieben war.

Es erreichen uns hin und wieder Nachrichten von einzelnen, neu entdeckten Tier und Pflanzen Arten aus den Tiefen des Urwaldes oder der Tiefsee. Doch wie schlecht es mit der Erforschung der Biodiversität unseres Planeten insgesamt steht, zeigt eine jüngst im "Bonn zoological Bulletin" erschienene Forschungsarbeit von Dr. Dirk Ahrens und Silvia Fabrizi, Wissenschaftler am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn. In der Veröffentlichung in der hauseigenen Zeitschrift werden gleich 127 neue, bisher vollkommen unbekannten, neu entdeckten Arten von "Mini-Maikäfern" vom Indischen Subkontinent beschrieben.

Während in Deutschland nur 4 Arten dieser manchmal wie Kaffeebohnen aussehenden Käfer vorkommen, gibt es in Indien jetzt nun mehr als 600 Arten. Keine einzige von den jetzt entdeckten Arten haben die beiden Wissenschaftler selbst gesammelt. Vielmehr befanden sich die Tiere seit Jahrzehnten in den verschiedensten Forschungsmuseen der Welt und waren dort von den unterschiedlichsten Sammlern im Laufe der Jahre zusammengetragen worden. Im Rahmen dieser langjährigen Arbeit wurde unter anderem schon im Jahr 2000 die Identität des mysteriösen Khomeini-Käfers aufgeklärt, der als gefährlicher Schädling in der Landwirtschaft in Israel lange für eine biologische Waffe Ayatollah Khomeinis gehalten wurde. Stattdessen wurde diese von Ahrens als schon lange beschriebene aber seit den 60er Jahren invasive Art mit Ursprung Indien identifiziert, die sich nach und nach im ganzen mittleren Osten ausgebreitet hatte.

Die Arbeit der beiden Bonner Forscher an diesem Projekt hat vor 20 Jahren begonnen, doch dass es so lange gedauert hat, lag nicht daran, dass die Forscher so langsam waren, sondern weil Taxonomen, die Wissenschaftler, die sich mit dem Beschreiben und Benennen neuer Arten befassen, kaum eine öffentliche finanzielle Förderung für diese Art von Arbeit erhalten, zumindest in Deutschland nicht. Die Arbeit wurde sozusagen nebenbei mitgemacht...

„Verglichen zu den Bemühungen zur internationalen Biodiversitätsforschung, zum Beispiel in China, Indien oder den USA, sind die Ausgaben seit Jahren hierzulande, verglichen auch mit dem vorhandenen Potential, einfach viel zu gering“ führt Ahrens aus. Ein wichtiger Schritt nach vorn wäre eine komplette digitale Erschließung der Sammlungen. Sie würde das teure und aufwendige Hin-und Herreisen jedes einzelnen Forschers zwischen den Museen oft ersparen, und eine zielgerichtete Auswertung von Sammlungsmaterial beschleunigen. „Doch davon sind wir weit entfernt...“ bedauert er den derzeitigen Zustand.

 

Dr. Dirk Ahrens

Silvia Fabrizi

 

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